Erkrankungen des Hüftgelenks

Schon im Kindesalter kann das Hüftgelenk durch ganz unterschiedliche Erkrankungen wie etwa die Hüft­dysplasie, die Perthes'sche Erkrankung oder die Epiphysen­lösung geschädigt werden. All diese Erkrankungen haben eine Verformung des Hüft­gelenks zur Folge, die später das Auftreten von Gelenk­verschleiß, d.h. Arthrose, begünstigt. Arthrose kann aber – in Abhängigkeit von Alter und persönlicher Disposition – auch ohne derartige Vor­er­krankungen auftreten. Wie viele andere Gelenk­erkrankungen führt sie letztlich zu einer schmerzhaften Ein­steifung des Gelenks. Hieraus entsteht ein Teufelskreis: Je mehr die Bewegung schmerzt, desto weniger wird das Gelenk bewegt und es wird deshalb nicht mehr mit den wichtigen Nährstoffen versorgt.


Nach ihrer Häufigkeit seien folgende Krankheitsbilder aufgezählt:

  • Arthrose / Abnutzung des Gelenkes
  • angeborene Fehlstellungen / Dysplasien
  • Durchblutungsstörungen / Hüftkopfnekrose
  • Arthritis / Rheumatismus
  • Bruch des Schenkelhalses oder des Kopfes
  • Schleimbeutelentzündungen
  • Reizungen der Sehnen bzw. der Muskulatur
  • Zysten / Tumore

Hüfte gesund

Im Kindesalter sind Fehl­stellungen und Reifungs­ver­zöge­rungen der häufigste Grund, weshalb ortho­pädischer Rat gesucht wird. Alle Neugeborene in Deutschland erhalten innerhalb der ersten drei Lebensmonate das sog. Hüft­screening. Die Untersuchung ist gesetzlich vor­ge­schrieben und wird durch den betreuenden Kinder­arzt oder Orthopäden durchgeführt. Wir übernehmen Therapie und Kontrollen, wenn die kindliche Hüfte nicht reif genug sein sollte.

Hüftdysplasie, Perthes’sche Erkran­kung oder Epiphysen­lösung sind frühe Störungen, die eine Ver­formung des Hüft­gelenkes zur Folge haben. Es handelt sich um seltene, aber folgen­reiche Erkran­kungen. Ihre Erkennung und Behandlung ist Teil unserer Kernkompetenz.

Im Vorschulalter fallen häufig „innengedrehte” Hüften und X-Beine auf. Sprechen Sie uns an, meistens handelt es sich um eine vorüber­gehende Störung. Junge Erwachsene und Sportler leiden an Über­lastungs­störungen, v.a. nach intensiver Betätigung. Wir bieten eine sport­ärztliche Beratung und Betreuung, dabei spielt das Bewegungs­muster und die zu Schmerzen führende Sport­art eine zentrale Rolle. Die meisten Störungen können konservativ und sport­therapeutisch behandelt werden.

Die Erkrankungen des so genannten „degenerativen Formen­kreises” sind viel­fältig und beschäftigen jeden Menschen mehr oder weniger stark ab der 2. Lebenshälfte. Die Verläufe sind so unter­schiedlich und bunt wie das Leben.

Behandlung

Nach einer gründlichen Unter­suchung wird Ihr Orthopäde eine Diagnose stellen und Ihnen abhängig von der Art der Erkran­kung und ihrem Schwere­grad eine Behandlungs­methode empfehlen. Wenn Ihre Hüft­gelenks­erkrankung noch nicht weit fortge­schritten ist, kann sie oft durch geeignetes Training, geändertes Verhalten im Alltag, Arznei­mittel oder Injektionen gebessert werden.

Wenn die Erkrankung dagegen schon ein fort­geschrittenes Stadium erreicht hat und die Schmerzen Ihr Leben zunehmend und dauerhaft beein­trächtigen, ist ein künst­liches Hüft­gelenk oft der einzige Weg zurück in ein normales Leben.

Ihr Orthopäde wird Sie hinsichtlich der verschiedenen Behandlungs­optionen beraten und Ihnen auch bei der Entscheidung über den für Sie richtigen Operationszeitpunkt helfen.

Das künstliche Hüftgelenk

Das künstliche Hüft­gelenk bzw. die Endo­prothese ist in Form und Funktion dem natürlichen Gelenk nach­empfunden und modular aufgebaut. Bei seiner Implantation werden verschiedene Teile nach Art eines Bau­kasten­systems miteinander kombiniert, um den natürlichen Kopf des Ober­schenkel­knochens und die natürliche Hüft­pfanne im Becken­knochen zu ersetzen. Bei diesen Teilen handelt es sich um den im Ober­schenkel­knochen verankerten Prothesen­schaft, den darauf auf­ge­setzten neuen Kopf, die im Becken­knochen ver­ankerte Pfanne und das die Pfanne als Gleit­fläche aus­kleidende Inlay.

Besonders zwei Faktoren sind für die Funktion und die Haltbarkeit der Endoprothese entscheidend:

  • die Verankerung des Implantats am Knochen
  • die Gleiteigenschaften der Paarung Kopf / Inlay (Tribologie)

Die Verankerung des Implantates am Knochen

Zementfreie Implantate werden im Knochen verankert, wenn eine ausreichend gute Knochen­qualität vorliegt und von einem schnellen Anwachsen der Knochen­bälkchen an das Metall ausgegangen werden kann. Dabei ver­schraubt oder verklemmt Ihr Operateur die künstliche Hüft­pfanne und passt den Schaft milli­meter­genau in den Ober­schenkel­knochen ein. Nach ca. 12 Wochen ist der Knochen an der Prothesen­ober­fläche angewachsen und bildet mit dem Implantat eine feste und dauerhafte Einheit. Moderne Endo­prothesen bestehen aus körper­ver­träg­lichen High-Tech-Materialien. Zement­freie Pfannen und Schäfte werden aus Titanlegierungen geschmiedet, teilweise noch zusätzlich mit Mineral­salzen beschichtet, die Knochen­wachstum anregen (Hydroxylapatit).

Ist der Knochen ausgedünnt, osteoporotisch oder zystisch verformt, wählen wir die Zement-Technik. Ihr Operateur bereitet das Knochen­lager mit Fräsen und Raspeln vor, damit Knochen­zement (es handelt sich um eine spezielle Fixier­masse, chemisch Poly­methyl­acrylat) eingebracht werden kann. Die Prothese wird im noch weichen Zustand des Acrylates eingeschlagen, die Verbindung härtet in Minuten aus und wird „steinhart” (deshalb der Begriff: Zement).

Für die Zementschäfte haben sich Kobalt-Chrom-Molybdän-Stahl­legierungen bewährt. Gerade ältere Patienten profitieren von einer zementierten Hüft TEP, da diese nicht mehr anwachsen muss und damit eine frühst­mögliche Belastung möglich wird.

Geradschaftprothese

Zweymüller Geradschaft der Firma Smith & Nephew
Hüft-Endoprothesen setzen sich aus mehrern Bestandteilen zusammen (v.r.n.l.: Schaft, Kugelkopf, Inlay, Pfanne)


Wenn es die Knochen­qualität zulässt, werden von uns in der Mehr­zahl der Fälle modernste Kurz­schaft­prothesen eingesetzt. Diese Prothesen­schäfte sind extrem kurz, wodurch Knochen und Muskel­ansätze in besonderer Weise geschont werden können. Voraus­setzung ist dafür aber eine noch gute Knochen­qualität. Die Implantation einer kurzen, knochen­sparenden Prothese ist vor allem im Hinblick auf eine mögliche spätere Wechsel­operation günstig, da dann noch viel Knochen­substanz für eventuelle Wechsel­eingriffe zur Verfügung steht.


Schenkelhalsprothese Kurzschaft-Schenkelhalsprothese „Nanos” der Firma Smith & Nephew mit Titan-Schraubpfanne
Die Tribologie (Gleiteigenschaften der Paarung Kopf / Inlay)

Für die Gleitpaarung (Kugel / Inlay) haben sich Keramiken und besonders haltbare Kunststoffe (Polyethylen) etabliert. Auch Hart-Hart Paarungen, die aus körper­freund­licher, chemisch neutraler Keramik her­ge­stellt werden, sind möglich.

Die Gleitpaarung Keramik-Polyethylen (Firma Aesculap, ImplanTec) bzw. Oxinium-Polyethylen (Firma Smith & Nephew) hat eine jährliche Ver­schleiß­rate von 10 bis 20 Mirkometer. Bei der Paarung Keramik-Keramik (alle Firmen) liegt die Verschleiß­rate noch eine Zehnerpotenz niedriger. Allerdings besteht für diese Paarung ein höheres Bruchrisiko.

Ihr Operateur wird anhand Ihres Befundes, der Knochen­qualität und der Begleit­faktoren (Alter, Gewicht, Sport­gewohn­heiten) eine für Sie maßgeschneiderte Lösung empfehlen.

Köpfe und Pfannen

Die Gleitpaarung hat Auswirkungen auf Haltbarkeit und Belastbarkeit der Hüftprothese

Der „minimalinvasive” Zugang

In den allermeisten Fällen nutzen wir zur Implan­tation der Hüft­gelenks-Total­endo­prothese einen gewebe­schonenden, „minimal­invasiven” Zugangs­weg. Dabei geht es weniger um die Länge des Haut­schnitts, als um die größt­mögliche Schonung der hüft­gelenks­stabilisierenden Muskulatur, die nicht mehr – wie früher üblich – durchtrennt, sondern nur noch zur Seite geschoben werden muss. Die gewebe­schonende Operations­technik hat eine deutliche Verbesserung von Kraft und Koordination zur Folge und reduziert außerdem den post­operativen Schmerz. Die meisten Patienten sind am Abend des Operationstages über das unerwartet geringe Ausmaß ihrer Beschwerden überrascht.

In Abhängigkeit von den individuellen anatomischen Gegeben­heiten ist es in manchen Fällen weiterhin sicherer, einen konventionellen Zugangs­weg zum Gelenk zu nutzen. Wir werden uns bemühen, den für Ihre spezielle anatomische Situation besten Zugang zu wählen.

Ihr Aufenthalt im
Krankenhaus Neu-Mariahilf

Am Vortag der Operation werden im Kranken­haus die üblichen Vor­be­reitungen durchgeführt, zu denen auch ein aus­führliches Gespräch mit dem Anästhe­sisten gehört. Er wird Sie hin­sichtlich der möglichen und für Sie schonendsten Narkose­verfahren beraten. In den meisten Fällen kommt eine rücken­marks­nahe Anästhesie (Spinal­anästhesie) in Kombi­nation mit einem leichten Schlafmittel zum Einsatz. Alternativ ist aber auch eine konventionelle Voll­narkose möglich. Nach Abschluss aller Vorbe­reitungen können Sie am Vortag der Operation wieder nach Hause, um dann erst am Morgen des Operations­tages stationär aufgenommen zu werden. Wenn es für Sie einfacher oder bequemer ist, können wir Sie aber auch schon am Tag vor dem Ein­griff stationär aufnehmen.

Am Folgetag wird die Operation dann durch Ihren behandelnden Orthopäden selbst durchgeführt. In der Regel kommen dabei muskel­schonende Operations­techniken zum Einsatz, eine Blut­transfusion ist nur noch selten erforderlich. Direkt nach dem Eingriff kommen Sie für einige Stunden zur Überwachung in unseren Aufwach­raum oder auf unsere IMC-Über­wachungs­station. Wahr­schein­lich werden Sie schon am Morgen nach der Operation mit Ihrer Kranken­gymnastin an 2 Stützen durchs Zimmer laufen. Die meisten Patienten werden etwa eine Woche nach dem Eingriff in eine Reha­klinik verlegt oder ein paar Tage später nach Hause entlassen, um dann eine ambulante Reha­maßnahme durchzu­führen oder auch zu Hause mit ihrer Krankengymnastin zu üben.

Nach dem Krankenhausaufenthalt

Während des gesamten stationären Aufent­halts werden Sie durch Ihren Operateur persönlich betreut. Auch die nach Abschluss der Reha­maßnahme erforder­lichen Nach­kontrollen werden später in unserer Praxis durch Ihren Operateur selbst durchgeführt. Eine erste Nach­kontrolle erfolgt direkt nach Abschluss der Rehamaßnahme, weitere Kontrollen sind dann 3, 6 und 12 Monate nach der Operation sinnvoll, später in mehr­jährigen Abständen.

Die persönliche Betreuung durch denselben Facharzt von der konser­vativen Vorbe­handlung über die Operation und den gesamten stationären Aufenthalt bis zu den späteren ambulanten Nach­kontrollen ist eine Besonderheit unserer Praxis, auf die wir stolz sind.